Ein Ausflug mit Folgen

© 2009
Die Privatmaschine Durwiczs landete. Daves Nerven lagen blank. Mit angehaltenem Atem sah er, wie ich das Mikrofon ergriff und die Kollegen verständigte. Einer nach dem anderen versicherte mir, dass alles gut gehen würde. Der Flughafen war umstellt. Sobald Charles das Flugzeug verlassen und sich in Sicherheit gebracht hatte, würden wir zuschlagen.

»Krümel!« Evelyns Stimme drang durch das Haus und brachte mich aus dem Rhythmus. Die Uhr über der Tür meines Arbeitszimmers zeigte an, dass es Mittag war. Gleich würde mein Schatz auch mich zum Essen rufen.
»Krümel!« Wieder erklang Evelyns Organ, diesmal von der Treppe.

»... würden wir zuschlagen«, wiederholte ich. Den Absatz über die Verhaftung Durwiczs wollte ich noch unbedingt zu Ende bringen.
Ich nahm das Nachtsichtgerät. Bis auf wenige Orientierungslichter lag der private Flughafen im Dunkeln.

Plötzlich riss Evelyn die Tür auf und steckte den Kopf herein. »Ist Krümel bei dir?«
Irritiert sah ich mich um. Unser Kater verstand es, sich unbemerkt anzuschleichen, das tat er oft. Manchmal sprang er dann so plötzlich auf meinen Schoß, dass ich einen Schrecken bekam. Dort rollte er sich dann zusammen und ließ mich weiterschreiben. Heute hatte ich ihn seit dem Frühstück nicht mehr gesehen. »Nein«, antwortete ich somit.

»Aber wo steckt er dann? Er ist doch immer da, wenn's Futter gibt.« Evelyn zuckte mit den Schultern und verschwand. Auf dem Rückweg zur Treppe rief sie mir noch zu, dass ich hinunterkommen sollte, wenn ich mit ihr und Katinka essen wolle.

Ich blickte auf den Monitor meines PCs. Verflixt! Gerade war ich so gut im Schreibfluss gewesen, nun wusste ich nicht mehr, wie es weitergehen sollte. Ich versuchte mir den kleinen Privatflughafen ins Gedächtnis zu rufen. Dort stand also die Maschine des Verbrechers, dessen Vertrauen sich Bronkowicz – eine Figur, die ich nach dem Abbild Charles Bronsons erschaffen hatte – in mühevoller Arbeit errungen hatte. Philipp Smith, mein Protagonist, ein FBI-Agent – ein Zwitter aus Jerry Cotton und mir – saß mit Dave Carrington, dem jungen Kollegen, in seinem Wagen und wartete, dass sie ausstiegen. Was geschah nun? Ein Patzer? Würde Dave die Sache vermasseln? Eindeutig wusste ich nur eins: Bronkowicz war längst erschossen worden. Er würde das Flugzeug nicht verlassen.

»Krüüümeelcheeen!« Dies war die Stimme Katinkas, unserer Tochter. Es klang, als riefe sie draußen nach dem Tier. Konnte es sein, dass Krümel sich tatsächlich aus dem Haus getraut hatte?
Wir waren erst vor Kurzem aus einem Wohnsilo in dieses Dreietagenhaus gezogen. Eine ruhige Gegend. Ich war hier aufgewachsen und hatte Evelyn erklärt, dass wir Krümel nun hinauslassen konnten. Die Nachbarn waren freundlich, allgemein fuhren wenig Autos. Hatte sich Krümel etwa verlaufen?
Der Gedanke erschien mir absurd. Der kleine Racker war ein Feigling und fühlte sich am wohlsten, wenn er in unserer Nähe war. Noch immer kam er nachts zu uns, quetschte sich zwischen Evelyn und mich und schmiegte sich an uns – wie in jener ersten Nacht, als wir ihn bekommen hatten. Da ich es gewesen war, der sich damals die meiste Zeit für ihn genommen hatte, mochte er tatsächlich einen Mutterersatz in mir sehen. Schließlich kam er auf meinen Schoß, nicht auf den Evelyns oder Katinkas, um zu schlafen.
Auf ihre Stimmen hörte er jedoch.
Und – Evelyn hatte recht – er hatte noch nie eine Mahlzeit versäumt. [...]


Lesen Sie die ganze Geschichte in dem Buch
» RATZKATZ – Katzen wollen leben! «

Diese Seite wurde zuletzt am aktualisiert.
Copyright © Patrick Schön. Alle Rechte vorbehalten.